
Buch: Die kurze Endphase des Ölzeitalters von Berndt Warm
Allen Lesern hier, speziell denen, welche das ETP-Modell verfolgt haben, mag ich das besprochene Buch zur Lektüre an das Herz legen. Vom Autor, Berndt Warm, habe ich in diesem Blog schon einige Artikel zum ETP-Modell veröffentlicht (u.a. hier, hier, hier und hier), welche nun Eingang in ein Buch gefunden haben, das alles noch einmal, sehr gut lesbar, verdichtet.
Ich stelle dieses Buch hier ‘vorab’ vor, da ich es für wichtig halte, zu einem Zeitpunkt, wo ich es selber noch nicht vollständig gelesen habe. Zeit, zeit, zeit… Ich werde deswegen diesen Artikel, “von Zeit zu Zeit” etwas überarbeiten & ergänzen, wenn ich dazu kommen sollte das Buch, Stück für Stück, zu lesen.
Als Einleitung möchte ich, bis zu meiner eigenen (ausführlichen) Rezension, den Klappentext zu Wort kommen lassen:
“Dieses Buch erklärt, weshalb Peak Oil und Peak Car mit hoher Wahrscheinlichkeit in der Vergangenheit liegen. Die Begründung basiert auf einem Gesetz der Physik, das für die Ölförderung bisher kaum beachtet wurde: dem zweiten Hauptsatz der Thermodynamik. Diagramme mit Wirtschaftsdaten und Erklärungen zur Ölförderung dienen als Nachweise. Es ist zu erwarten, dass Ölförderung und Fahrzeugbau in wenigen Jahren deutlich zurückgehen und schon im Jahr 2030 kaum noch existent sind.“
“Steile These” mag ein fast jeder Leser sich hier sicher denken mögen. Es wäre auch aus meiner Sicht schön wenn das, was Warm darlegt, eine steile These bleibt. Leider habe ich da meine, hoffentlich unberechtigten, Zweifel…
Ach ja: Am Ende des Artikels habe ich noch etwas zur Ukraine-Situation und meiner kurzen Sicht auf die (nahe) Zukunft angefügt – weil ich keinen neuen Artikel starten mag und die Thematiken gut zu dem Buch von Warm passen.
Zum Inhalt(sverzeichnis)
Berndt Warm breitet Hintergrund, Annahmen, Theorie, Berechnungen, Implikationen und seine Schlussfolgerungen in 10 Kapiteln aus. Wer alleine das ausführliche Inhaltsverzeichnis betrachtet, der wird erahnen, das Warm sich mit der Thematik und allen möglichen begleitenden bzw. interagierenden Themen außerordentlich intensiv und detailliert auseinandergesetzt hat. Selbst Gedanken von Turchin (Secular Cycles), Tainter (Collapse of complex socienties) und von Tverberg (OutFiniteWorld.com) kommen zu Wort um später im Buch die möglichen ‘realgesellschafts-monetär-wirtschaftlichen’ Dynamiken und Folgen zu thematisieren.
In Kapitel 4 legt Warm mit inzwischen sehr gut verständlichen Worten dar, was für viele “nicht-intuitiv” ist und im originalen Report der ‘The Hills Group’ (THG) [1] oft nicht eingängig war: Die Thermodynamik hinter der Ölförderung als faktisch unumgehbare Begrenzung des nettoenergetischen Beitrages von Öl zur Weltwirtschaft. Nicht erst in 2100 – sondern, gemittelt über alle Ölquellen, wohl schon vor 2030. In Kapitel 11 geht Warm dann für die, die es genau(er) wissen mögen in die volle – und inzwischen gut verständliche Tiefe. Hier wird dann auch klar, wo Hill & Co. verschiedene Dinge selber noch nicht so genau definiert & formuliert hatten. Daran hatten sich damals die Kritiker “verbissen”, ohne auf die schon sehr gute Basis einzugehen und diese auszubauen.
Was viele nicht wissen oder antizipieren ist ja zudem, dass das ölproduzierende System (PPS) durch seine Verarbeitungs- und Verteilungsketten noch viele andere energetische ‘Netto’-Abflüsse hat, so das am Ende, auch heute schon, nur noch ein Bruchteil der ‘Überschuss’-Energie aus jedem Liter Öl übrig bleibt. Fallen jedoch alle diese ‘besteuerbaren’ ökonomischen Aktivitäten weg, dann implodiert damit auch unser Wohlstand, unsere Mobilität, die moderne Landwirtschaft, der internationale Warenhandel und faktisch die ganze moderne arbeitsteilige Industrieproduktion (bzw. Gesellschaft).
Interessant ist auch, das der gesamte Shale-Öl Boom in den USA (und anderswo) rückblickend kaum einen Beitrag zur Netto-Energie geleistet hat bzw. heute wohl als klar energetisch negativ in seinem Beitrag zu beurteilen ist. Der Boom konnte nur durch die energetische Subvention aus (damals) noch billigem Gas & Kohle (u.a. auch als Strom) sowie über die massive Aufnahme von Schulden zur Vorfinanzierung der Projekte durchgeführt werden. Wer nur auf die Zahl der geförderten Barrel Öl schaut, der erfasst eben nicht das Netto-Energetische Bild.
Hier für Interessierte das Inhaltsverzeichnis des Buches: