Eine Mobilitätsvision von Gunter Dueck – 85% der Autos “weg”

Passend zu meinen Degrowth-Hypothesen die ggf. mit Bereich der individuellen Mobilität mit PKW anstehen habe ich heute mal wieder eine Keynote von Gunter Dueck (ehemaliger IBM Fellow im aktiven Ruhestand) beim ZVEI (Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V) geschaut in der er genau das ab Minute 11 thematisiert.

Wie sieht der Mensch 4.0 aus?: Keynote Dr. Gunter Dueck | ZVEI
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Industrie 4.0, Digitalisierung und KI

Im Vortrag greift Dueck das Thema Industrie 4.0 auf – was die ZVEI gerade bewegt – und spinnt dieses weiter – bezüglich der wirklichen Herausforderungen an diese Industrie, an die Qualifikation der Mitarbeiter bzw. Angestellten – angesichts des anstehenden Wandel der nächsten 10-15 Jahre (wenn alles so weiter geht wie erwartet).

Digitalisierung? War gestern. Künstliche Intelligenz? Ist gerade. Und was sind die Auswirkungen der künstlichen Intelligenz auf Beschäftigung und zukünftige Anforderung derer die im Beruf verbleiben? Auch darauf antwortet Dueck mit seinen Thesen.

Duecks Mobilitätsvision

Als Beispiel für den Umbruch macht Dueck seine Mobilitätsvision auf: “Ich verbiete den Privatbesitz von Autos ganz und mache das alles mit automatischen Autos…. weil wenn da noch ein paar BMW oder Mercedes-Fahrer drin rumpfuschen – das ist nicht gut – die machen dann wieder Staus. Die Selbstfahrenden Autos sind ja nicht blöd – die fahren einfach immer hinterher. Dann geht das auf der Autobahn viel schneller – es ist nie Stau, kein Unfall – es ist alles in Ordnung. Da können besoffene drin liegen – es ist alles gut!

(Lacher vom Publikum)

Weiter: “… ich gebe jedem 24.000 Kilometer frei vom Staat her…. kann ja auch die Bürgersteige frei benutzen …. fertig.

Dann die rhetorische Frage: “Warum will ich das?

Selbstantwort: “Erstens aus technischen Gründen… sie brauchen dann keine Versicherung…. hat keiner was damit zu tun. Das fällt weg. Dann das Problem das Ihr Auto parkt…. ich hab ausgerechnet ich fahre 5% der Daytime übers Jahr…. wenn Sie einen BMW oder Porsche oder so haben dann fahren Sie nur 3% weils schneller geht…

(Lacher vom Publikum)

Vision

Letztendlich hebt Dueck darauf ab, das unsere Fahrzeugflotten 95% “Idle” sind. Seine Vision ist die Hälterschaft z.B. an Uber oder Google abzugeben die dann den Fahrzeugpool managen. Ziel wäre es die Ausnutzung der Fahrzeuge von 5 auf 30-40% zu heben. Das würde bedeuten, das nur noch 1/6 oder 1/8 der heutigen Autos benötigt würden.

Dann wieder Dueck: “Das ist Deutschland in 15 Jahren – und Sie bauen da rum als Zulieferer und machen da irgendwas – verstehen Sie? – die Autos braucht man nicht mehr! Das wollte ich sagen… und daran kommen Sie nicht vorbei.

Und weiter: “Sie machen…. so noch ein 0.5% Kosteneinspaarung – und ich sage man braucht die Autos gar nicht!

Ähnliches prognostiziert er dann für LKW’s die dann durchfahren wodurch in Summe weniger LKWs benötigt werden. Letztendlich wird dadurch alles besser – weil auch alte Menschen dadurch Mobilität bekommen die Sie sich jetzt ggf. nicht leisten (weil das Auto 99.5% steht) – oder weil Sie nicht mehr fahren können. Dann hebt er darauf ab, was das für die Anwesenden bedeute – was man alles für Berufe, Berufsbilder und Massen an Ingenieuren nicht mehr benötigt.

Der ganze Vortrag ist in jedem Fall sehenswert!

Weiter gedacht

In solch einem Modell würde sogar E-Mobilität gut funktionieren. Ein automatisches (und zentral gesteuertes) System kann das Energiemanagement viel mehr optimieren, die Kfz laden automatisiert in Nebenzeiten (abgestimmt mit Netzbetreibern) auf. Dies dann wenn z.B. EE-Strom vom Netz weg muss (u.a. Grundlast oder Wind in der Nacht). Viele der Toten und Verletzten in D durch den Straßenverkehr (ca. 4000 Tote, 300000 Schwerverletzte) könnten auf einen Schlag vermieden werden!

Natürlich gibt es viele Detailfragen, natürlich wird man nicht von einem Tag auf den anderen Millionen Fahrzeuge produzieren und umstellen können. Natürlich wird es nicht 24.000 KM/Jahr für jeden Gratis geben – aber ggf. ÖPNV umsonst (eine modern wirtschaftende funktionierenden Gesellschaft braucht aktuell noch physische Mobilität), Autofreie Innenstädte (außer die automatisch fahrenden) und unschlagbar günstige Tarife (im Vergleich zu einem privat gehaltenen Kfz) – für das automatisierte Fahren.

An den Geschäftsmodellen wird gearbeitet. Und Uber, Google & Co. können nur verdienen – wenn irgendwo gespart wird.  Der größte Kostenfaktor an dem hier gespart werden kann ist das Auto das nicht angeschafft wird und der größte Gewinn ist das Auto was maximal ausgenutzt wird, lange Lebt, wenig Wartung benötigt, etc. pp – was gerade im Flotteneinsatz wieder für die E-Traktion spricht.

Den letzten Punkt noch weiter gedacht: Wo die Modellpolitik und kurze Zyklen eingeführt wurden, damit der Kunde schneller wieder “neu” Kauft, wo geplante Obsoleszenz ebenfalls zum Neukauf animieren soll  – da sind dies für Flottenbetreiber zukünftiger voll automatisierter Systeme nur lästige Kostentreiber. So kann z.B. ein Fokus auf Langlebig- und Updatebarkeit (der Auto-Hardware)  den Bedarf an die jährliche Stückzahl von Fahrzeugen noch weiter verringern.

Unrealistisch? Ich nenne das mal eine (gar nicht so neue) provokativ gute Zukunftsvision. Und diese hat aufgrund der Entwicklungen in der künstlichen Intelligenz (KI) und der immer größer werdenden Probleme (u.a. LtG) durchaus Potential 🙂

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